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Geschichte und Entwicklung
Malsch – seine Reben und sein Wein
Die 783 n.Chr. im Lorscher Codex mit dem Namen erstmals erwähnte Gemeinde Malsch gehört mit zu den ältesten Weinbauorten im Kraichgau. Nachgewiesen wird der Rebanbau am Letzenberg, der mit 245 m über N.N. die beherrschende Landmarke im Nordwesten des Kraichgauer Hügellandes ist, seit dem Hochmittelalter.
Obwohl vermutlich schon die Römer Weinbau am Letzenberg betrieben, war die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus in Malsch im Jahr 1302 n.Chr. Bischof Eberhard von Worms überließ seine Rechte im Dorf und allen Besitz, darunter Weinberge, dem Hochstift Speyer. Nachweisbar sind aus dieser Zeit 25 Morgen Weinberge im Besitz des Bischofs.
Damian Hugo Graf von Schönborn von 1719 - 1743 Bischof von Speyer widmete sich nicht nur dem Bau- und Gesundheitswesen, er förderte ebenso die Landwirtschaft und den Weinbau. 1724 ließ er den willkürlichen Aushang von Wirtshausschildern verbieten, für eine berechtigte Schildergerechtigkeit mussten Brief und Siegel vorliegen, andererseits war die Gaststätte zu schließen. Viertelweise durfte Wein nur noch in Weinorten in genehmigten Straußwirtschaften verkauft werden.
Die Winzer bevorzugten schon um 1700 bei der Neuanlage ihrer Weinberge reichtragende Rebsorten, um ihrer Zehntpflicht leichter nachkommen zu können. Der Anbau von Elbling, weiß und rot, führte zur Weinschwemme und Unverkäuflichkeit. Zudem ergaben die früher Weiß- und Blauelbe genannten Trauben von minderer Qualität. Bischof Schönborn versuchte diesem Anbau entgegenzuwirken, in dem er freiwerdende Rebflächen für bessere Rebsorten vorbehielt. Als entscheidender Gegner dieses Massenanbaus zeigte sich Fürstbischof Damiam August Graf von Limburg-Stirum (1770-1797 Bischof von Speyer). Der Bischof verfügte bei Strafe diese Massenträger weiter anzupflanzen. Die vorhandenen Anlagen mussten in der Zeit von 4 Jahren ausgerodet werden. Diese Anordnung hatte auch für Malsch Folgen. Wen wundert es, dass die Mälscher selbst noch nach Generationen ihren Unmut über den Domherrn äußerten. Ob sie ihrem bischöflichen Herrn aber daraufhin bei einer Reise wirklich die Ansicht und Durchfahrt ihres Ortes mit dem Zuruf "Stirum fahr hinerum" versagten, bedarf noch einer genaueren Nachforschung.
Im Laufe der langen Geschichte war der Weinbau die wichtigste Einnahmequelle des Landwirts und Winzers. Einen Rückschlag erfährt der Weinbau in Baden, das anfangs des 19. Jahrhunderts das größte Weinbaugebiet in Deutschland war, ab 1850 durch eine Vielzahl von Rebenkrankheiten. Die Folge war Rückgang des Rebenanbaus am Südhang des Letzenbergs. Wähend 1858 noch 134 Morgen bewirtschaftet wurden, waren dies 1872 nur noch 106 Morgen. Der Rebenanbau fiel von Jahr zu Jahr rasant zurück. Er diente schließlich allein noch der Gewinnung von Haustrunk. Negativen Einfluss auf den Weinbau nahm daneben noch der allgemeine Anstieg des Bierkonsums. Dieser Niedergang hielt auch nach der Jahrhundertwende an und überdauerte ebenso den ersten Weltkrieg. Der Weinbau kam nahezu ganz zum Erliegen. Als wirtschaftliche Existenzgrundlage hat er nur noch ganz untergeordnete Bedeutung.
Aufbruch zu neuen Zielen
Die drückenden Verhältnisse nach dem zweiten Weltkrieg und die Folgen der Wirtschaftskrise mit Währungsreform zwangen zum Handeln durch Selbsthilfe. Fortschrittliche Verfechter eines modernen Weinbaus rührten die Trommeln. So kam es 1926 zur Gründung des Weinbauvereins Malsch, als Ortsgruppe des badischen Weinbauverbandes. Fachberater des Weinbauinstituts vermittelten dem Winzer die neuesten Erkenntnisse im Weinbau und der Kellerwirtschaft.
Die noch um 1900 gängigen und noch geduldeten Anbau von Hybriden verbot der Gesetzgeber 1929 generell. Darunter fielen die im Kraichgau weit verbreiteten "weißen Amerikaner und die französischen Hybriden" im Volksmund "Franzosen" genannt. In Malsch setzte die gezielte Ausrottung der Hybriden bereits 1930 ein. Die Gemeinde nahm ein zinsgefördertes Darlehen von 25.000 RM auf und stellte es den interessierten Winzern als Finanzierungshilfe zur Anpflanzung sortenreiner Pfropfrebenanlagen zur Verfügung. Hinsichtlich der Weinvermarktung blieb der Weinbauer zur Zeit des Weinbauvereins jedoch auf sich gestellt. Schwierigkeiten bereitete ihm damals die fortschrittliche linksrheinische Konkurrenz, die mit ihren qualitativ besseren die alten Absatzgebiete der Kraichgauwinzer überfluteten.
Weinbau heute
Heute wird auf unserer Gemarkung durchweg ein sogenannter integrierter Weinbau betrieben. Das heißt es wird auf den Zustand der Reben Rücksicht genommen bei der notwendigen Schädlingsbekämpfung. So hat die Gemeinde schon vor ca. 10 Jahren Perenosporawarngeräte angeschafft und unterhält diese während der Vegetationsperiode in den Weinbergen. Von beauftragten Winzern werden die Werte abgelesen und so der richtige Zeitpunkt zur Bekämpfung der Perenospora angezeigt. Unnötige Spritzungen werden dadurch verhindert.
Vor allem die Weingüter sind dazu übergegangen, durch eine Selektion der Weintrauben nur einwandfrei reife und gesunde Trauben für die Spitzenweine zu lesen und auszubauen. Die Erfolge geben den Winzern recht. Neben Auszeichnungen in Paris, Verona, Tramin und anderem werden bei der badischen Weinbauprämierung in jedem Jahr eine große Anzahl Goldmedaillen nach Malsch vergeben. Dies hat dazu geführt, dass der Ehrenpreis des Regierungspräsidiums Karlsruhe in den Jahren 1999 bis 2004 an Weingüter in Malsch vergeben wurde. Bei der badischen Weinbauprämierung haben zwei Weine aus Malsch den Sprung in die TopTen geschafft. Auszeichnungen der Malscher Weine beim deutschen Rotweinpreis oder der Aufnahme in den GaultMillau 2005 und Eichelmann 2005 vervollständigen die derzeitige Erfolgsbilanz. Die Gemeinde Malsch ist stolz auf die Weinbauern und ihre Weinbaubetriebe.